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ein überraschender, früher weihnachtlicher Anruf von einer Tante

Eine Tante¹ aus dem fernen südlichen Deutschland rief mich heute überraschenderweise am frühen Nachmittag an. Diese Ehre widerfuhr mir noch nie, seit ich als erwachsen gelte. Ich weiß sie wirklich zu schätzen.

Sie und ihr seliger Gatte (sie waren kinderlos geblieben) hatten sich um meinen Bruder und mich in unserer Kindheit zu allen gewissen Anlässen immer gekümmert. Aber wir hatten später dennoch leider keinen regen Kontakt gepflegt. Seit vielen, vielen Jahren erinnern mich die elektronischen Kalendern immer an die Geburtstage der beiden, seit ein paar Jahren auch an seinen Todestag. Manchmal folgte ich diesen Ermahnungen.

Dieses Jahr verpasste ich den Geburtstag der lieben Tante nur geringfügig. Nach dem netten Gespräch zu diesem Anlass trug ich mir ein paar aktuelle, mit Schmerzen verbundene Gelegenheiten in den Kalender ein, zu welchen ich mich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen wollte und soweit auch tat.

Heute nun erhielt ich also einen Anruf von der lieben Tante.

Es gab eine Zeit, in der ich mich auf gewisse Weise für meinen Zustand und meine Verhältnisse schämte. Schämen ist nur eingeschränkt der richtige Begriff, mit solchen Kategorien identifiziere ich mich nur begrenzt. Das, worüber ich mich also wohlverstanden nicht schämte, sorgte jedenfalls für eine gewisse Sprachlosigkeit. Denn wie konnte man jene Lebensbereiche doch in einem kompakten Gespräch über alles Wichtige am Telefon umschiffen, ohne dabei gänzlich wortkarg zu sein? Es kam also leider nicht so regelmäßig zu telefonischem Austausch. Vielleicht ist diese Eiszeit nun überwunden. Das wäre erfreulich.

¹ ⇰ meine Mutter ⇰ einer ihrer Brüder ⇰ seine Gattin; unsere „Verbindungsglieder“ sind allerdings nicht mehr unter uns.

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