Andreas Maiers Roman “Das Zimmer”

Der Roman ist in der 1. Person Singular geschrieben, man ist geneigt, dieses “Ich” mit dem Autor zu identifizieren.

“Onkel J. verbreitete einen Silagegeruch” – das ist eine euphemistische, ekelvermeidende Umschreibung – Silage ist ein Hinweis auf den chemischen Prozess der Milchsäuregärung, L-(+)-Milchsäure kommt im Schweiß vor, Onkel J. wusch sich selten, er roch also heftig und ziemlich unerträglich nach getrocknetem Schweiß. Ich kenne diesen Geruch recht gut aus billigen Supermärkten. Menschen, die ihre Körperhygiene vernachlässigen, tauchen dort gelegentlich auf.

Ich habe mich während der Lektüre immer wieder gefragt, was den Erzähler bewegt, so über den Onkel J. zu schreiben. Im letzten Kapitel beschreibt er ein wenig, was ihn mit dem Onkel verbindet. Ein warmes Gefühl ist es nicht, wohl noch eine Menge Angst des Kindes vor dem latent gewalttätigen erwachsenen Onkel, er “beobachtet” ihn einigermaßen kalt (wenn auch nicht verurteilend) und distanziert. Der Erzähler bewundert ihn gewissermaßen für das Vertrauen, das die Wald-Fauna ihm entgegenbringt.


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