Für meinen dieswöchigen Arbeitswochen-Aufenthalt in Lübeck war ich in die andere Jugendherberge umquartiert worden, nämlich in jene “vor dem Burgtor”. Dass die Umquartierung mit diesem Praktikum verknüpft sein würde, hatte man mich nicht wissen lassen. Aber gerade die unfreiwilligen Erfahrungen sind es ja oft, die das Leben reich machen. Und ohne die vielen Überraschungen und unfreiwilligen Erfahrungen wäre der Homo Sapiens nicht zur Speerspitze der Evolution geworden. Wer sich Überraschungen stellt und damit adäquat umgeht, sichert sich erfolgreich und mit Vorsprung das Überleben, nicht der, der vor jeder Veränderung Angst hat.
Aber ganz ehrlich: manche eine Überraschung bringt mich auch nicht wirklich weiter – oder etwa doch? Muss ich doch bereit sein, auf so manchen lieb gewordenen Standard zu verzichten?
- Ist es vielleicht doch kein Drama, wenn im Frühstücksraum zum Startzeitpunkt bereits alle Tische belegt sind und insbesondere die am Rand?
- Und wenn dort ausschließlich jetzt im tiefsten Winter Männer in Badeschlappen und ohne Socken sitzen?
- D.h. eigentlich sind nicht alle Tische belegt, es gibt auch Tische, die zu Garderoben umgewidmet wurden und auf diese Weise belegt aussehen. Als ich an der Rezeption darauf hinwies, bekam ich ein äußerst beredtes “tja …” zurück – ein kurzes, knappes und einfühlsames “tja!?!” hätte mir allerdings auch gereicht.
Jugendliche im Schulland-Aufenthalt haben ja zumindest ein paar mit minimalen Rechten ausgestattete Dompteure mit dabei. Die verhindern dann auch nicht zuletzt, dass alle gleichzeitig an den zentralen Punkten des Hauses laut und eben nicht-privat Musik und Filme abspielen. Ich würde denken, solche Spielregeln sind Teil des sicher gerade schon laufenden “Willkommens-Kurses“.
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