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“DB Handy Ticket” erfolgreich auf MacBook präsentiert

Ich war in den vergangenen Tagen auf einer “Konferenz”, und weil ich meine Rückfahrt nicht präzise voraussehen konnte (bzw. wollte), konnte ich auch kein Bahn-Ticket dafür im Voraus erstellen und ausdrucken. Der Service der Konferenz bzw. der Einrichtung, bei der ich “logierte” umfasste kein Ticket-Drucken, aber zum Glück hatte ich im Voraus rechtzeitig geübt, wie das Erstellen eine “DB Handy Ticket” funktioniert.

Wie’s so kommt, wenn ein Nerd weiß, wie etwas funktioniert, experimentiert er damit.

Die blonde (blondierte?!?) Fahrkartenkontrolleurin im Sprinter von Frankfurt/Main nach Berlin schaute schon ziemlich blöde bzw. verstimmt, als sie mich und meine BahnCard neben dem geklonten Handy-Ticket auf dem MacBook-Display sah. So als könne sie damit gar nichts anfangen. Oder so als ob das Ende der Welt bevorstünde. Oder eben so als ob ich eine ihrer Kindergartenregeln verletzen würde, die ihre Lebenskonstruktion zum Einkrachen bringen würde.
Zuerst stand ich, aber es dauerte, bis sie sich erholte, und ich setzte mich wieder auf meinen Platz. Sie traute sich wirklich, ihr Gerät der Gefahr meines Ticket-Klons auszusetzen. Und vermutlich hatte ihr Gerät mein Ticket bereits gebucht und sie konnte das wohl nicht zurücknehmen. Was sie nur noch tun konnte, war laut vernehmlich sozialen Druck aufzubauen.
  • Das war das letze Mal.
  • Unsere Regeln.
  • Beim nächsten Mal keine Diskussion mehr.
Weil ich nicht 100% einschätzen konnte, ob sie mein Ticket nicht doch noch als ungültig deklarieren würde, hielt ich mich mit unmittelbaren Reaktionen zurück. Aber ein gewissen Herausprusten nach so 3 Sekunden konnte ich nicht unterdrücken.
Der nächste Fahrgast zitierte ihr “keine Diskussion mehr” sogar laut vernehmlich.
Nun, ich hatte schon auf der Hinfahrt eine paar Tage vorher erfolgreich ein nicht-geklontes Handy-Ticket auf meinem Samsung-Android-Tablett präsentiert. Das Tablett wurde mir noch als hinreichend handy-ähnlich abgenommen. Das forderte eben meine Experimentier-Sucht heraus.
Ich hätte natürlich immer noch die Klon-Quelle auf eben diesem Tablett präsentieren können, so mein Kalkül. Klar, wenn der Kontrolleur erstmal in aller Ignoranz hohl dreht, dann gilt auch diese Kulanz (Handy-Ähnlichkeit des Tabletts) nicht mehr. Aber was konnte mir schon passieren?
  • Dass ich beim nächsten Stopp vor die Tür gesetzt werde? Nun, Spandau ist zwar am Arsch der Welt, aber es fahren immer noch Züge nach Charlottenburg.
  • Dass sie meine Identität erfasst? OK.
  • Dass sie von mir direkt Geld will. Tja, Geld rauben würden sie oder ihre Kollegen mir wohl nicht.
  • Weitere Eskalationen? Ach, ich hatte ja eigentlich wirklich Geld für das Ticket ausgegeben und irgendwo würde die Bahn so eine lächerliche und unnötige Eskalation schon stoppen.
Irgendwie würde ich auch noch gerne unterbringen, dass mich eine verspätete Rückkehr zu Hause in Charlottenburg nicht richtig stören konnte, weil ich sowieso (scheinbar / leider) keine Verabredung für den Rest des Abends hatte.
iPod, Tablett, Smartphone und Computer hatten alle noch genügend Saft, so dass sie mich sogar für ein paar Stunden irgendwo festhalten konnten. Und der Entzug all dieser Dinge konnten sie sich nicht leisten. Ich hatte keinen Alkohol genossen, und war mit nichten im Begriff, die ganze Bande als Nazis oder Stasis zu beschimpfen.
Allerdings machte ich mir Gedanken über die Erziehung und Schulbildung, die die Kontrolleurin genossen hatte. Ich bin überzeugt von Zeugung und Geburt in der Zone, aber eigentlich war sie höchstens 12 oder so beim offiziellen Ende der Zone. Es muss also ganz ähnlich wie bei Asterix so Inseln der Zone gegeben haben, die noch länger gegen die Römer durchhielten. OK, aus persönlicher jüngerer Anschauung weiß ich ja, dass manche dieser “Rebellen” eben heute auch noch und sogar im sogenannten Öffentlichen Dienst ihr Unwesen treiben. Tja, in den guten alten Zeiten gab es noch den Extremistenerlass …, aber wahrscheinlich gibt es inzwischen einfach zu viele davon 😉
In ein paar Jahren (oder vielleicht schon viel früher) wird die Bahn es auch schaffen, das auf dem Bildschirm hübsch angezeigte “Online-Ticket” einfach so zu akzeptieren. So groß ist der Unterschied zwischen Online- und Handy-Ticket ja gar nicht. Dann wird man rückblickend solche Vorkommnisse als ganz seltsam oder nie vorgekommen betrachten.
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