upgedateter Bericht zu meiner Feuerung vom Freitag

Original-Titel: meinem eigenen Abgang zuvorkommend wurde ich gerade mit sofortiger Wirkung in Hamburg gefeuert
Original-Text: Na, ich hatte meine Gedanken ja auch “laut” und öffentlich genug kommuniziert.

Das betraf meine Gedanken über den chinesischen Teamleiter, der am Vortag (dem Donnerstag nämlich) von seinem Urlaub zurückkehrend mitten am Tag ins Büro geplatzt war etc.: http://wp.me/p4qjMX-104 . Nur dass, “sie” angefangen hatte, meine Blog-Aktivitäten nach all dieser Zeit nun doch zu beäugen, das war das eigentlich überraschende und fiese Moment. Ich wurde quasi ohne frühzeitige, begleitende Rückmeldung gestalkt und überwacht. Da fand ich die Rüstungsindustrie seinerzeit fairer. Nun, die ist halt auch nicht so überhitzt. Und da gäbe es diesen jungen Mann aus China vielleicht auch nicht als Teamleiter.

Nun, der junge Mann hatte mich schon am 18. August, dem Tag meiner Rückkehr nach Hamburg und in jene Firma zum Kotau zwingen wollen und war jämmerlich gescheitert. Ich mache als leidgeprüfter Software-Nomade ja nun wirklich schon einigen mit, aber dem Stöcken mit der Wurst laufen ich immer noch nicht mit und einen Kotau werde ich bis auf Weiteres auch noch nicht machen. Ich hatte damals nur mehr oder weniger lässig mit der um meinen Hals baumelnden Bahncard100 gewedelt und bemerkt, ich sei jederzeit reisefähig und auch gerne unmittelbar marschbereit – über die damit verbundene viele Freizeit würde ich mich sehr freuen, sie sei mir sehr willkommen. Er hatte mir damals ausgesprochenermaßen, meine 2. und letzte Chance gegeben. Häää, geht’s noch? Wir sind doch nicht im neokapitalistischen China, wo man Menschen ob des Arbeitsplatzdruckes in Angst und Panik und letztendlich in den Selbstmord treiben kann.

Sein Deutsch ist wirklich weit weniger perfekt, als seine geschmeidige Aussprache den Anschein gibt. Es hapert ihm an so vielen Redewendungen, und er hatte am 18. August und schon am vorangegangenen Freitag einfach meine eindeutige Message nicht verstanden, dass ich nicht am Montag Morgen meine (nicht so ganz) neue Arbeit beginnen würde sondern erst vielleicht am frühen Montag Nachmittag, wenn ich meinen kleinen (aber dennoch) Umzug erledigt haben würde. Er war am Montag komplett außer sich geraten, und das war mir einigermaßen schnuppe. Nein, es wäre nicht in Frage gekommen, meinen Umzug auch am Sonntag zu erledigen, auch wenn er die Frage noch ein dutzend Mal stellen würde. Und das war seine eigentlich wesentlich neue Technik: Er quält die Menschen durch unbarmherziges Wiederholen immer der selben Frage. Wohl fast wie eine stasi-mäßige Befragung – unter 4 Augen, jedenfalls ohne Öffentlichkeit – auch ohne Scheinwerfer auf den zu Befragenden und auch ohne Schlafentzug – aber die gleiche zermürbende Frage über meinetwegen eine geschlagene Stunde – wie kann man einem um Produktivität bemühten I.T.-Fuzzi so etwas antun?

Und fast so wie am 18. August – mit so seltsamem moralischen Druck kam er am Donnerstag so (un)frisch aus dem Urlaub an:

  • er sei so entttäuscht von mir
  • 1000 Leute hätten sich über mich beschwert – so ein Quatsch! er hatte 1000 Leuten die Popel aus der Nase gezogen und ohne wesentlich Verdauungsmaßnahme über mir güllemäßig abgeladen
  • ich wäre unpünktlich oder gar nicht zu den von ihm angesetzten morgendlichen Stand-Ups erschienen – die Wahrheit: sein Stellverteter hatte die Stand-Ups massiv schleifen lassen, auch andere Meetings hatte er ersatzlos ausfallen lassen, die Meeting-Moral war auf den Hund gekommen, und auch ich war in der Tat nicht so richtig darum bemüht

Der 10. Oktober war quasi die Abrundung des 10. August, als ich dem jungen Chinesen (und der M.-Chefin im Hintergrund) nicht seinen geforderten Kotau bringen wollte. Eines Tages wird ihnen ihr Stil noch den Hals brechen, so geht’s im sozial-marktwirtschaftlichen ‘Schland des Jahres 2014 einfach nicht.


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