ich habe mein Praktikum “Wohnen unter Kriegsflüchtlingen” um 3 Wochen verlängert

Ich hatte inzwischen Situationen, wo sie mir auf den Keks gingen und ich mich nicht traute, meinen Missmut kundzutun und die Situation zu ändern, und Situationen, wo meine Meinungsäußerung erfreulicherweise vergleichsweise komplikationsfrei zum Ziel führte.

Wenn Leute in einer (vergleichsweise ruhigen) Kantine oder hier im Frühstücksraum mit einer der folgenden Aktivitäten beginnen:

  1. Telefonieren
  2. Telefonieren mit Lautsprecher (eine der schrecklichsten Moden der jüngeren Zeit überhaupt)
  3. Musik-Hören mit Lautsprecher
  4. ein lautes Video anschauen mit Lautsprecher

… dann ist das sowieso erst einmal für die Mitmenschen eine Belästigung.

Die Aktivität #1 ist durchaus auch einem “gewöhnlichen” Geschäftsmann oder einem Jugendlichen zuzutrauen, die Aktivitäten #3 oder #4 unter Umständen auch eben dem Jugendlichen (evtl. mit einer Gruppe drumherum). Beide Personenkreise würde ihre Tätigkeit auch gewiss nach Anmeldung von Bedenken unbeirrt fortsetzen.

Aber wie melde ich überhaupt meine Bedenken gegenüber jemandem an, mit dem es kaum eine sprachliche Schnittmenge gibt?

Für die Aktivitäten #2, #3, #4 hätte ich am liebsten einen original-verpackten Super-Billig-Kopfhörer zur Hand, dessen Kauf ich dem Übeltäter anbieten möchte. (Das schaffe ich auch in Zeichensprache.) Evtl. mit einem kleinen aber offensichtlich bösartigen Wucher-Aufschlag und einem passenden aber verbindlichen Grinsen.

Nachdem mir heute während des Frühstücks im Zusammenhang mit #2 die Hutschnur platzte und an der Rezeption der JuHe um Rat suchte (aber nicht bekam – “sind doch alles ausgewachsene (und vernünftige) Menschen …“), schaffte ich es doch allein kurz und knapp mit quasi 4 Handbewegungen:

  • die Hand mit zwei abgespreizten Fingern (Daumen und kleiner Finger) zum Ohr geführt als Symbol des Telefonierens
  • mit dem Zeigefinger auf den Boden gezeigt für “hier
  • mit dem Zeigefinger bzw. der ganzen Hand “winken” für “nein!
  • mit dem Zeigefinger nach draußen bzw. nebenan gezeigt

Und siehe da: anscheinend stieß ich auf Verständnis, der Mensch nickte (dem Anschein nach) “verständnisvoll”, stand auf, ging nach nebenan und führte dort sein Telefonat fort.

Wenn der Frühstücksraum in dieser JuHe abends als Fernsehraum fungiert, ist das allerdings etwas schwerer. Aber je größer mein Leidensdruck wird (und das wird er zusehend), um so bereiter werde ich beim gestörten Fernsehen, nicht nur böse Blicke hin und  her zu werfen, sondern auch noch passende Grimassen und Erklärungen in Zeichensprache zu machen. Zumal mein letzter Versuch im Frühstücksraum ja auch zielgerichtet zum Erfolg führte.

Ach … – warum ich verlängert habe? Weil ich für die nächsten 2 Wochen in die andere JuHe hätte wechseln müssen und ich mir auf diese Weise 2 “Umzüge” sparen kann.


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