In irgend einer grauen Vorzeit muss es einen Fortschritt dargestellt haben, dass man einen Link (oder eine URL) hinter einem (sagen wir mal) Link-Namen verstecken konnte. Manche Links sind mechanisch generiert und einigermaßen nichts-sagend oder sehen eben wie ein Code aus, manche sind schlicht zu lang, um an Ort und Stelle “inline” dargestellt zu werden.
So oder so führt das simple Miteinander von Link und Namen oder “Label” zu einer Vernachlässigung der “Zitiert-Kultur” bzw. “Zitier-Disziplin”. Nichts veranlasst einen, den Autor der “fremden Quelle” mit zu notieren, auch nicht das Datum der fremden Quelle, auch nicht, wann man selbst auf die fremde Quelle zuletzt korrekt zugreifen konnte etc. Wenn eines Tages auf die fremde Quelle gar nicht mehr (direkt) zugegriffen werden kann, ist es doch hilfreich, in einem weiteren Attribut “Web-Archiv” die URL der fremden Quelle in eben jenem Web-Archiv anzugeben und welchen Stand (Datum …) der fremden Quelle das darstellt – oder ob/dass die fremde-Quelle inzwischen einfach offline ist.
In der Wikipedia im Allgemeinen gibt es eine Unzahl äußerst nützlicher “Vorlagen” (mit einer Vielzahl sinnvoller Attribute) zu unterschiedlichsten Einsatzbereichen (und ich setze sie gerne und oft ein):
- {{cite …}}
- {{infobox …}}
Eigentlich wäre es toll wenn Links im HTML auch alle oder mindestens einige dieser Attribute haben könnten. (Und für die Attribute, die nicht “direkt” und grammatik-konform mitgegeben werden können, sollte es eine Ersatzdarstellung à la CSS geben.)
In der deutschsprachigen Wikipedia hat man diese “Vorlagen” nicht nur übersetzt sondern sogar modifiziert. Ja, ja, die Deutschen sind eben nicht nur Perfektionisten sondern tragische Besserwisser. Man könnte ja zur Modifikation der Originale beitragen und meinetwegen diese übersetzt zur Verfügung stellen. Aber übersetzte Varianten quasi auf eigene Faust sektenmäßig variieren – das geht gar nicht. Geht solcher Eigensinn auf das Konto unreifer Jünglinge oder das seniler Alter?
Für mich war “das Zitieren” (im oben erläuterten, erweiterten Sinne) als “wissenschaftliche Vorgehensweise” studienbegleitender “Lernstoff”. Das war natürlich eine gute Lektion seinerzeit. Aber ich finde, dass ordentliches Zitieren nicht rein und allein wissenschaftlichen Texten vorbehalten sein darf und soll.
Als ich für mich die o.a. Vorlagen bei Mediawiki entdeckte war das eine wirklich Bereicherung. Und ja, ich lese auch begleitende, beschreibende, anleitende Texte der Vorlagen. Nicht alle Attribute erschließen sich mir auf Anhieb durch ihre kurzen Namen. Und (wer hätte es gedacht …) wie in der Software-Entwicklung auch gibt es Verfechter der horizontalen Anordnung von Vorlagen-Attributen bzw. Unterprogramm-Parametern und Verfechter der vertikalen Anordnung. Während es aber in der Software-Entwicklung auch allgemein anerkannte Beschränkungen in Bezug auf Zeilenlängen gibt, ist Wiki- und Text im Internet im Allgemeinen eher “fortlaufend”, auch im Original, obwohl man Wiki-Text etc. durchaus in logischen Einheiten umbrechen kann und ihn dennoch als nicht umgebrochenen Fließtext dargestellt bekommt.
Selbstverständlich sind vertikale Attribut-Listen viel einfacher zu lesen und zu pflegen. Aber ja, sie unterbrechen den Lesefluss – aber “eingebettete Vorlagen” mit zig Attributen gestatten eh keinen ungestörten Lesefluss des Wiki-Quelltextes, in der “öffentlichen Lese-Darstellung” ist das natürlich anders, denn da werden “eingebettete Vorlagen” zu Boxen oder Fußnoten.
Vorlagen und einheitliche “öffentliche Lese-Darstellung” – aus den Vorlagen die “öffentliche Lese-Darstellung” zu erzeugen ist natürlich die Aufgabe von Software, und Software erledigt solche Aufgaben natürlich “08-15”-mäßig, die “öffentliche Lese-Darstellung” sieht natürlich (in Abhängigkeit der verwendeten Attribute) immer gleich aus. Das hat seine unbestreitbaren Vorteile.
Zur Verwendung von horizontalen und vertikalen Attribut-Listen kann man sich seine Gedanken machen und für und wider abwägen. Man kann auch Richtlinien und Gesetze erlassen. Bei der deutschsprachigen Wikipedia gibt es wohl Verfechter der horizontalen Darstellung, und sie haben anscheinend in einem günstigen Augenblick die Mehrheitsverhältnisse genutzt und eine Richtlinie formuliert bzw. erlassen. Und wo es in der Wikipedia Richtlinien gibt, gibt es auch Menschen, die sich die Durchsetzung der Richtlinien zur Lebensaufgabe machen. Der geneigte Leser kann sich bestimmt vorstellen, zu welcher Pein das führen kann.
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