Ich kann nicht mehr in den Tag hinein schlafen, ohne dass es mir übel bekommt. Ich kann keinen Imbiss zwischen den Mahlzeiten nehmen, noch mich ohne große Zwischenpausen, wie etwa 3 Stunden, nach dem Abendessen schlafen legen, noch zu anderer Zeit als vor der Schlafensstunde beischlafen, noch es stehend verrichten, noch Schweiß auf meiner Haut aushalten, noch bloßes Wasser oder unvermischten Wein trinken, noch lange Zeit barhaupt bleiben, noch nach dem Essen scheren lassen; ich würde ungern ohne Handschuhe sein, wie ohne Hemd, und eben so ungern ohne Waschen nach Tisch und beim Aufstehen, ungern ohne Betthimmel und Bettvorhänge, was mir Bedürfnisse sind. Ich könnte ohne Tischtuch speisen, aber nur sehr widerwillig nach deutscher Art ohne weißes Handtuch.
Bekenntnisse des Herrn von Montaigne als alter Mann, deutsch von Herbert Lüthy