eine post-Tanach queere jüdische Gruppe mit einem neuen Mitglied nicknamed “die rechte Hand des Teufels”

Ich fand diesen Nickname bei der Vorstellung doch irgendwie schockierend, aber man sollte über die Generationen hinweg doch gelassen sein und nicht bei jeder Provokation gleich wie das HB-Männchen an der Decke hängen.

Ich dachte, ich würde trotz meines Schockzustandes genügend Gelassenheit zeigen, wenn ich sachte darum bitten würde, den Nickname in etwas Positiveres zu ändern, wir seien doch schließlich keine Satanistengruppe.

Nein, nein, das ginge unter gar keinen Umständen, denn (so die 21-jährige Transfrau) das sei ein von Freunden für ihre politische Arbeit gegen Politiker verliehener Ehrentitel. Außerdem sei der Titel als lustig aufzufassen – es sei ein Bezug zu diesem Film (wobei der offensichtlich etwas anders lautet – aber egal):

In Wahrheit gibt es sogar diesen passend lautenden Film:

Ich solle mich vom Acker machen (oder so ähnlich), meinte die 21-Jährige – Respekt, Respekt, beachtliches Selbstbewusstsein für einen Neuling!

Drumherum wurde ich wohl der “cancel culture” bezichtigt, und der gojisch-frömmlerischen Übertreibung. Ein junges Vorstandsmitglied entfernte mich aus der WhatsApp-Gruppe, und auf persönliche Nachfrage nach mehreren Tage mochte sie auch gar nicht antworten. OK …

Und der Satan würde doch genauso wenig wie der Weihnachtsmann und die Zahnfee existieren.

Ich bin zwar kein Fundamentalist und halte mich für historisch-kritisch, aber so belanglos möchte ich mit Personen aus dem Tanach wirklich nicht umgehen. Aber ich bin halt doch eher ein sturer Frömmler (echt?!?) und passe vielleicht nicht in eine jüdische Gruppe, die sich als “post-Tanach” versteht – oder habe ich da etwas falsch verstanden? Wir können ja alle unsere Positionen noch revidieren – unser ganzes Leben lang. Und auf einander zugehen.

Nun, ich fragte auch noch meine theologischen Experten:

ist es opportun, in die Synagoge zu gehen und sich als “die rechte Hand des Teufels” vorzustellen?

Die knappe Antwort:

Nein, gar nicht.

OK, ich lag also wohl gar nicht soooo daneben – aber wenn die Meritokraten in der Gruppe mir das Rederecht entziehen, dann ist da eben trotzdem erstmal eine Entscheidung gefallen. Sei’s drum!


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