meine Lektüre: Lizzie Dorons Band “Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen?”, Episode zum Seder-Abend

Figuren:

  • Helena, die Mutter, Holocaust-Überlebende
  • Elisabeth, Helenas Tochter – “Elisabeth” ist wohl “gleich” der Autorin Lizzie

Nachdem ich Lizzie Doron vergangene Woche bei Circle1 begegnet war, stand ich ihr (und ihrem Werk) erst etwas skeptisch gegenüber; ich bestellte mir aber rasch ihr erstes Buch bzw. seine Übersetzung ins Deutsche. Leider ist derzeit keine elektronische Ausgabe (öffentlich) verfügbar. Jedes Kapitel, jede Episode ist auf seine Weise beeindruckend. Heute begann ich einen Artikel über das gesamte Buch, ob und wann ich den aber fertige bekomme bzw. hier “veröffentliche”, das weiß ich noch nicht – aber ich möchte nun quasi begleitend zu meiner Lektüre, die Episoden kommentieren bzw. zusammenfassend wiedergeben.

Warum ich ihr erst etwas skeptisch gegenüber stand? Ich selbst kämpfte lange Jahre um eine Position zu dem Begriff “Heimat”, und ich bin mir noch nicht sicher, wie lange sie halten wird. Der Autorin Lizzie Doron mochte ich so eine Anti-Position zu “Heimat” nicht zugestehen – sie hatte an diesem Abend ungefähr postuliert: “Ich habe keine Heimat.” Natürlich fragt man sich, warum sie nicht Israel als ihre Heimat betrachtet. An diesem Abend stellte ihr niemand diese Frage. Die Antwort ist sicher etwas komplexer. Im Gegensatz zu ihr betrachtet sich Shlomo Sand trotz seiner streitbaren Anti-Positionen zum “Jüdisch-Sein” ganz klar als Israeli. (OK, man mag hier noch haarspalterische Unterscheidungen machen …, aber ich mag das Thema an dieser Stelle nicht noch weiter auswalzen.)

Warum ich statt der tatsächlichen Kapitel-Überschrift “Episode zum Seder-Abend” schrieb? Na, ja, lieber Leser, zwei heftige Vokabeln in einer Überschrift (das wären Krieg und Gott) – wer läse den Artikel dann noch?

Ein einziger ist unser Gott

Ich würde dieses Kapitel so untertiteln: Wie Helena den Seder-Abend verbringt.

Der Titel ist ein zentraler Satz des jüdischen Glaubens.

Weil die Holocaust-Überlebende Helena Bitteres schon genug für sieben Generationen gegessen hat, legt sie jedes Jahr statt Bitterkraut ein Stück Kuchen in die Sederschüssel. “Koscher für Pessach”, versichert sie der Tochter Elisabeth, das ist aber absolut inkorrekt – aber sie hat eben schon so viel Bitteres hinter sich, das reicht ihr. Wir bekommen noch weitere Unterschiede zwischen Helenas und dem “gewöhnlichen” Seder-Abend aufgezählt. Während “der Herr” beim Auszug aus Ägypten hörte, hörte er Helena und die Anderen während der Shoah nicht. Am Seder-Abend bleibt am Tisch traditionell ein freier Platz, Helena bereitet mehrere freie Plätze vor – für die (angedeuteten) verlorenen Familienmitglieder.


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